Eine einmalige Feuerwehrdekoration des Herzogtums Anhalt –die Ordensschnalle Otto Frenckels

Das Wiederauftauchen der großen Ordensschnalle des Geheimen Justizrats und Oberkommandeurs der Dessauer Feuerwehr Otto Frenckel soll Anlass für diesen kleinen Artikel sein.

Dessen Lebenslauf ist bereits breit dokumentiert worden (siehe u.a. Lit. 1) und soll hier auf Grundlage der Scharfenbergschen Forschungsergebnisse nur stichpunktartig wiederholt werden:

Otto Frenckel wurde am 01. Januar 1839 in Sandersleben geboren; nach dem Abitur in Dessau studierte er Rechtswissenschaften in Jena, Berlin und Leipzig. Nach dem ersten Staatsexamen 1861 war er zunächst als Auskultator am Kreisgericht Dessau tätig, 1864 bestand er das zweite Staatsexamen und wurde Referendar. Ab 1869 war er als selbständiger Rechtsanwalt und später auch Notar in Dessau niedergelassen. 1901 verlieh ihm der Herzog den Titel eines Geheimen Justizrates. Auch kommunalpolitisch war Frenckel aktiv, immerhin 22 Jahre gehörte er der Dessauer Stadtverordnetenversammlung an.

Abb. 1: Große Ordensschnalle Frenckels; Anhalt, Regierungsjubiläumsmedaille, Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehren in Gold und Silber, preußisches Verdienstkreuz für Kriegshilfe, Leerstellen mit den Bändern für den preußischen Roten Adlerorden 3. Klasse und das Offizierskreuz des Luxemburgischen Ordens der Eichenkrone

Abb. 2: Rückseite der Schnalle

Otto Frenckel machte sich insbesondere in der Feuerwehrarbeit verdient; er war 1861 einer der Mitbegründer des Dessauer Turnvereins und auch dessen Vorsitzender. Zwei Jahre später entstand aus diesem Turnverein die Turner-Feuerwehr in Dessau, die älteste anhaltische Freiwillige Feuerwehr. In den folgenden Jahrzehnten stieg er bis zum Oberkommandierenden der Dessauer Feuerwehr, zum Vorsitzenden des Feuerwehrbezirkes Dessau/Zerbst/Radegast und zum Ehrenvorsitzenden des Anhaltischen Feuerwehrverbandes auf. Auch im Reichs- Feuerwehrverband war er als Ausschussmitglied aktiv.

Am 01.Januar 1909, anlässlich seines 70. Geburtstages, wurde ihm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Dessau zuteil.

Otto Frenckel verstarb am 12. April 1926 in Dessau.

Abb. 3: Detailbild der beiden Feuerwehr- Ehrenzeichen; kleinere Unterschiede der Stempel sind im Blattkranz und im Wappen erkennbar

Seine zahlreichen Aktivitäten und damit verbundenen Verdienste resultierten natürlich auch in einem zwar spät einsetzenden, aber dann stetig fortschreitendem Ordenssegen.

Seine erste Dekoration war 1888 das Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehren, er gehörte zur Gruppe der ersten fünf, die dieses gerade geschaffene Ehrenzeichen erhielt. 1894 stieg er mit dem Ritterzeichen 2. Klasse des Hausordens Albrecht des Bären ins anhaltinische Ordenssystem ein. 1896 folgte die Regierungsjubiläumsmedaille und drei Jahre später, 1899, stieg er zum Ritter 1. Klasse des „Bärenordens“ auf. Damit wäre an heimatlichen Orden eigentlich „Feierabend“ in seiner sozialen Rangklasse, doch 1907 folgte noch das Komturzeichen 2. Klasse des Hausordens. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass Rechtsanwälte und Notare noch zu Dutzenden mit den beiden Klassen der Ritterzeichen dekoriert wurden, in der Komturklasse finden sich in der Ordensmatrikel neben Frenckel nur noch ein einziger.

Damit nicht genug, 1911 erhielt er als höchste Anhaltiner Auszeichnung die Krone zum Komturzeichen 2. Klasse, mit nur 32 Verleihungen ohnehin eine sehr rare Dekoration, die neben den Herzögen und Prinzen des Hauses selbst eigentlich nur höheren Staats- und Hofbeamten und einigen wenigen höheren Offizieren zu Teil wurde. Allerdings war Frenckel mit dieser Ehrung unter den Anhaltiner freiwilligen Feuerwehrleuten nicht ganz allein; der Geheime Kommerzienrat Louis Wittig, Köthener Ehrenbürger, Fabrikant und Mäzen, bekam diese hohe Auszeichnung ebenfalls.

Abb. 5a/b: Frenckels höchste Auszeichnung, das Komturzeichen 2. Klasse des Hausordens Albrecht des Bären (dies ist nicht das von Frenckel getragene Stück); mit nur 32 Verleihungen in dieser Klasse und zusätzlichen 8 Verleihungen als Komtur 1. Klasse eine sehr seltene Ehrung

Abb. 5a/b: RS Komturzeichen 2. Klasse des Hausordens Albrecht des Bären

Die Verleihung der Krone zum Komturzeichen war der Normalfall, nur zwei damit ausgezeichnete erhielten das Komturzeichen 2. Klasse direkt mit der Krone.

Als letzte heimatliche Auszeichnung erhielt Otto Frenckel als Einziger im Jahr 1913 das Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehr in Gold.

Abb. 4: Im Anh. Staatsanzeiger veröffentlichte Verleihung des singulären Ehrenzeichens für Mitglieder der Feuerwehren in Gold an Frenckel; das gleichzeitig verliehene reguläre Exemplar an Buchbindermeister Hoffmann wird hier ebenfalls singulär zur Unterscheidung als „Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehren in Silber“ bezeichnet

Diese Auszeichnung war in der Tat eine singuläre, besondere Ehrung; sie stellte KEINE reguläre Dienstauszeichnung für 50 Dienstjahre in der Feuerwehr dar.

Andere, altgediente Feuerwehrleute wurden anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums durchaus mit verschiedenen Klassen des Hausordens geehrt; die goldene Feuerwehrmedaille kam nicht mehr zu Verleihung.

So erhielt z.B. der Barbierherr Otto Henneberg aus Dessau im Jahre 1890 das Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehren, zu seinem 50-jährigen Feuerwehrjubiläum 1915 die Krone zur ihm bereits 1906 verliehenen silbernen Verdienstmedaille. Dieselbe Medaille erhielt 1918 der Jeßnitzer Tischlermeister Gustav Stolze, seit 1893 Träger des Ehrenzeichens für Mitglieder der Feuerwehren.

Auch aus dem Ausland wurde Otto Frenckel dekoriert.

Die Großherzogin von Luxemburg, Adelheid Marie, war geborene Prinzessin von Anhalt; dies resultierte in einem immerhin ca. drei Dutzend Orden zählenden „leichten Ordensregen“ über Anhalt. 1896 konnte Frenckel das Offizierskreuz des Ordens der Eichenkrone seiner Ordensschnalle hinzufügen. Der konkrete Verleihungsgrund ließ sich bisher nicht ermitteln.

1911 wurde Frenckel vom preußischen König anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums als Jurist mit dem Roten Adlerorden 3. Klasse geehrt.

Wohl anlässlich seines Ausscheidens aus dem Vorstand der Anwaltskammer des Oberlandesgerichtsbezirks Naumburg a.d. Saale erhielt Frenckel im Oktober 1918, kurz vor dem Ende der Monarchie in Deutschland, seinen zweiten Halsorden - den preußischen Kronenorden 2. Klasse.

Abb. 6a: „II. Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr Dessau um Oberkommandeur Otto Frenckel“ – er trägt die hier vorgestellte Ordensschnalle
(Stadtarchiv Dessau-Roßlau, Bestand FFW Waldersee – I. Num. 91)

An der Ordensschnalle fehlen die zwei letzten Positionen; der Roter Adler 3. Klasse und das Offizierskreuz der Eichenkrone. Diese wurden wahrscheinlich nach Frenckels Tod bestimmungsgemäß zurückgegeben. Daher können wir davon ausgehen, dass an der Schnalle auch tatsächlich die Verleihungsexemplare - und eben keine nicht rückgabepflichtigen Zweitstücke - verarbeitet wurden.

Von besonderem Interesse ist natürlich das singuläre Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehren in Gold. Im Gegensatz zur Aussage im Grundlagenwerk unseres Anhalt- Altmeisters Dr. Scharfenberg (siehe Lit. 2) stellt sich heraus, dass das Ehrenzeichen in Gold nicht Silber- sondern Bronze- vergoldet ist. Man hat also kein normales, silbernes Ehrenzeichen aus dem Fundus genommen und vergoldet, sondern extra ein bronzenes geprägt und anschließend vergoldet.

Abb. 6b: Ausschnitt aus dem Gruppenfoto
(Stadtarchiv Dessau-Roßlau, Bestand FFW Waldersee – I. Num. 91)

Der lange Verleihungszeitraum von 1888 bis zum Ende der Monarchie und die doch recht hohe Verleihungszahl machte offenbar die Anfertigung mindestens eines zweiten Stempels für dieses Ehrenzeichen nötig. Im Detailbild ist deutlich zu erkennen, dass das silberne Ehrenzeichen aus der Erst- Verleihungsserie 1888 sehr detailliert und konturstark vom noch nicht abgenutzten – offenbar - ersten Stempel stammt, das goldene Ehrenzeichen bereits aus einem leicht varianten, wohl späteren Stempel. Bei diesem ist deutlich die durch Abnutzung bedingte flachere Struktur des Blattkranzes sichtbar. Eine genauere Betrachtung der Rückseite verbietet uns leider die feste Vernähung an der Schnalle.

Wer Interesse an weiterführenden Informationen zu Geheimrat Frenckel hat, dem sei Lit.1 sehr empfohlen; der Vf. kann hier gern behilflich sein.

Quellen und Literatur

  • Gerd Scharfenberg und Uwe Springer; „Anmerkungen zum Lebensweg des Geheimen Justizrates und Oberkommandeurs der Dessauer Freiwilligen Feuerwehr Otto Frenckel (1839-1926) und zu dessen bemerkenswerter Ordenskarriere“ in: Der Dessauer Kalender 2015 — das heimatliche Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung

  • Gerd Scharfenberg; „Die Orden und Ehrenzeichen der Anhaltischen Staaten“, Offenbach 1999

  • Staatsanzeiger und Staatshandbücher Anhalts und Preußens, div. Jg.

Bildnachweis:

Soweit nicht anders angegeben, Slg. d. Verf.

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Die Ordensschnalle einer “Schwester” mit dem Marienkreuz